Er ist verantwortlich für die Digitalisierung des Geschäftsbereichs Militärflugzeuge bei Airbus und sich darüber im Klaren, dass die digitale Transformation die gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten bedeutet: des Unternehmens für die Schulung seiner Mitarbeiter und Angestellten; der Arbeitnehmer, die sich die neuen Fähigkeiten des Industry 4.0-Umfelds aneignen; und der Zulieferer, die ebenfalls die Veränderungen annehmen. Denn wer sich nicht anpasst, wird vom Markt verdrängt. „Es ist wichtig, für die gesamte Wertschöpfungskette innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln“, sagt Juan Ignacio Castro, ein Technologie-Enthusiast mit mehr als einem Jahrzehnt Erfahrung in der Luftfahrtindustrie. Seit Anfang vergangenen Jahres ist er eine Art Missionar der digitalen Transformation bei Airbus.
Was bedeutet die digitale Transformation für Airbus?
Wir bei Airbus haben den Prozess der digitalen Transformation begonnen, um unsere Kunden zufriedenzustellen. Sie haben uns selbst auf diesen Weg geführt, indem sie kundenspezifische Bestellungen mit schnellen Lieferzeiten forderten, was uns zwang, die Lieferungen zu beschleunigen. Das erfordert einen Überblick über alle Abläufe (Design, Entwicklung, Vertrieb, Service, etc.) und die Verknüpfung aller Daten, die in den dazugehörigen Prozessen generiert werden, von Anfang bis Ende. Mit anderen Worten: eine End-to-End-Lösung.
Das hat uns dazu gebracht, uns zu digitalisieren – unsere Produktionsweise zu verändern, verschiedene Technologien zu nutzen, die uns disruptiver machen (digitale Plattform, Datenanalyse, digitale Zwillinge, kollaborative Roboter, Drohnen, Augmented-Reality-Brillen, etc.), Produktionsdaten für virtuelle Tests zu verwenden und um neue Dienstleistungen und neue Geschäftsmodelle (vorbeugende Wartung) anbieten zu können. Zugleich haben wir unsere Zusammenarbeit mit den Kunden sowie unsere Arbeitsweise verändert.
Kurz gesagt, mit der Digitalisierung können wir unsere Produktion verbessern, Produktions- und Entwicklungszeiten verkürzen, neue Dienstleistungen und damit verbundene neue Geschäftsmodelle entwickeln.
Wie schafft man es, aus Daten einen Mehrwert zu generieren?
Mithilfe der Datenanalyse verknüpfen unsere Ingenieure unsere eigenen Daten mit denen des Kunden. Der daraus entstehende Mehrwert besteht darin, dass wir dann etwa den Wartungsteams die effizientesten außerplanmäßigen Maßnahmen vorschlagen können. So konnten wir zum Beispiel in unserer Vertriebsabteilung die Wartezeit eines Flugzeugs am Boden auf Flughäfen, die nicht zu den Basisflughäfen gehören, um 30 Prozent verkürzen.
Die Datenanalyse, einer unserer Schwerpunkte, hilft uns auch, die Nacharbeit in der Fertigung zu reduzieren. Mithilfe dieser Tools können wir Muster von Abweichungen erkennen und sofort die besten Lösungen finden. Es gibt Beispiele für die Senkung des Bedarfs an Nacharbeiten um bis zu 20 Prozent, wodurch wir schneller produzieren können.
Die Datenanalyse hilft uns auch, bei der Lagerhaltung effizienter zu sein. Wir erfassen diese Daten über das sogenannte Internet der Dinge (IoT) mithilfe von Sensoren in unseren Werken und Flugzeugen.
Letztendlich ist auch wichtig, „wie“ wir Dinge tun. Wir arbeiten mit multifunktionalen Teams zusammen, die in kurzer Zeit Minimum Viable Products – also Produkte mit minimalen Anforderungen und Eigenschaften – entwickeln. Das heißt, sie entwickeln schnell wertvolle Lösungen für einen bestimmten Anwendungsbereich. Sind sie erfolgreich, werden sie auf das gesamte Unternehmen oder weitere Anwendungen übertragen.
Nennen Sie bitte Beispiele für den praktischen Einsatz dieser Innovationen bei Airbus.
Wir verwenden beispielsweise Digitale Zwillinge. Unsere Konstrukteure bauen ein virtuelles Modell, das Grundlage für die automatische Generierung von Fertigungsanweisungen ist, sodass unsere Bediener über Tablets und Augmented Reality-Brillen den Angaben der Geräte folgen können. Beim A330 gibt es beispielsweise Arbeitsschritte, bei denen wir mithilfe dieser Technologie nur ein Fünftel der Zeit für die Montage von Kabelbäumen brauchen.
Da wir über virtuelle Modelle verfügen, können wir einige Teile additiv und somit kostengünstiger fertigen. Für Airbus sind Digitale Zwillinge und 3D-Systeme eine strategische Entscheidung, denn sie helfen uns, schneller zu produzieren. Da wir virtuelle Modelle von unseren Flugzeugen haben, können wir auch virtuell testen und den Zeitaufwand für physische Überprüfungen senken. Damit können wir auch vor der Fertigung Fehler erkennen und beheben. Es hilft uns zudem, Designs und Dienstleistungen zu verbessern, etc. Kurzum, wir reduzieren die Entwicklungszeit.
Wir testeten auch den Einsatz kollaborativer Roboter, mit denen unsere Leute Hand in Hand arbeiten können, und Drohnen, die das Flugzeug gleich nach der Landung am Boden durchchecken. Mithilfe von Sensoren kann die Drohne Dinge entdecken, die das menschliche Auge nicht wahrnimmt.
Was ist Skywise?
Skywise ist die digitale Plattform von Airbus, die mit der Bündelung aller Daten des Unternehmens unseren Kunden einen Mehrwert bieten soll. Darüber hinaus kann sie von Mitarbeitern und Lieferanten genutzt werden. Es gibt mehrere Ebenen: Server, auf denen Daten gespeichert sind; Anwendungen zur Steuerung dieser Daten (Muster, Algorithmen); und spezifische Anwendungen, wie jene, die ich bereits bei der Datennutzung genannt habe.
Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Beschäftigung bei Airbus?
Neue Arbeitsplätze entstehen im Zusammenhang mit neuen Technologien (Datenanalyse, Virtual Reality, Augmented Reality, 3D, IoT, Künstliche Intelligenz, Robotik, Drohnen, etc.) und es haben sich neue Kompetenzen entwickelt, wie man die Kunden in Bezug auf diese Technologien mitnimmt. Unsere Erfahrung zeigt, dass hier vielfältige fachliche Profile gefragt sind. Bei uns gibt es neue Experten, die mit neuen Fähigkeiten Mehrwert schaffen, und ebenso erfahrene Airbus-Ingenieure, die wissen, wo diese Expertise eingesetzt werden kann … Bei der Digitalisierung ist Vielfalt gefragt.
Ist es schwer, diese neuen Fähigkeiten zu finden?
Wir investieren in Menschen und ihre Ausbildung, damit sie sich diese neuen Fähigkeiten aneignen. So wie die neuen Technologien einen anderen Geschäftsansatz erfordern, müssen wir auch auf andere Weise an Talente herangehen. In diesem Sinne arbeitet Airbus auch mit anderen Unternehmen und KMU zusammen und unterhält Innovationszentren, um mit Start-ups zusammenzuarbeiten und dieses Talent zu nutzen.
Ein digitalisiertes Unternehmen braucht ebenso digitalisierte Lieferanten.
Es ist wichtig, innovative Produkte und Dienstleistungen für die gesamte Wertschöpfungskette zu entwickeln. Von entsprechender Bedeutung ist auch, dass unsere Lieferanten digitalisiert sind. Dann können wir mit ihnen über virtuelle Modelle zusammenarbeiten oder sie können ihre Produktion unserem Bedarf anpassen und ihre Lagerbestände verringern.